Fünf Wochen nach der ersten Mitteldistanz in 2021 stand für uns ein Heimrennen beim City Triathlon in Frankfurt auf dem Plan. Dieses Mal im Format einer deutschen Mitteldistanz (2km Schwimmen, 80km Rad, 20km Laufen). Irgendwie steht man ja ganz besonders unter Druck, wenn man quasi ein Rennen vor der Haustür macht, mit vielen Athleten und Zuschauern die man persönlich kennt.
Ich weiß nicht ob es die Aufregung war, aber sechs Tage vor dem Start hatte ich mit starken Magenproblemen zu kämpfen und ich fühlte mich müde und überhaupt nicht fit. Auch das Training lief irgendwie schleppend. Donnerstags überlegte ich sogar ob ich meinen Start beim City Triathlon absagen sollte. Zum Glück ging es mir jedoch am Freitag bereits etwas besser und auch das Schwimmtraining lief gut an diesem Tag. Da am Samstag die Magenprobleme dann glücklicherweise wieder komplett weg waren und ich mich wieder gut fühlte, entschied ich mich zu starten. Wie sich später herausstellen würde, die richtige Entscheidung!
Samstags ging es dann zum Bike-Checkin am Langener Waldsee. Die Startunterlagen hatten wir bereits vorher mit der Post zugeschickt bekommen. Die Laufwege und der Schwimmausstieg wurden noch schnell erkundet und die letzten Vorbereitungen getroffen. Und wie immer stieg die Nervosität und der Respekt vor der Länge der Distanz. Es gibt einfach so viel was schief laufen kann …
Um 4:00 Uhr morgens klingelte dann der Wecker: Aufstehen, Frühstücken und ab zum Langener Waldsee. So früh war ich noch nie für einen Wettkampf aufgestanden. Mein Körper war auf jeden Fall noch im Schlafmodus. Das Startsignal ertönte für die ersten 100 Athleten mit goldener Badekappe dann um 6:30 Uhr kurz nachdem die Sonne aufgegangen war. Und wieder merkte man: Alle hatten Bock!!
Eine 2km-Runde durch den Waldsee stand zuerst auf dem Programm. Und wir hatten Glück: Die Wassertemperatur lag knapp unter 24°C, daher durften wir im Neoprenanzug schwimmen. Für uns schwächere Schwimmer ein klarer Vorteil! Und wieder lief es im Wasser gut. Nach 34:32min konnte ich einen Haken ans Schwimmen machen. Auch Simon erwischte einen Sahnetag und kam nach 29:56min aus dem Langener Waldsee.
So weit so gut und dann kam der erste Wechsel. Nachdem man sich den Beutel geschnappt hatte lief man einen kleinen Anstieg hoch bis zu Bänken, wo bereits einige Athleten saßen um ihren Neo auszuziehen. Was tun die da? Den Neo zieht man doch erst beim Rad aus! Also mit Neo weitergelaufen Richtung Rad bis nach 20m jemand rief: „Du hast noch deinen Neo an!“ Okay, anscheinend zieht man den Neo doch hier aus und gibt den Beutel direkt ab. Also zurück Marsch Marsch und schnell den Neo mit Beutel abgegeben.
Bei Simon hat jedoch leider niemand gerufen, dass er noch seinen Neo trägt. Simon lief also die kompletten 600m durch die lange Wechselzone bis zu seinem Fahrrad. Dort angekommen fragte ihn dann ein Kampfrichter warum er noch seinen Neo trage, den müsse er beim Schwimmausstieg abgeben. Nach kurzer Diskussion sprintete Simon also wieder Richtung Langener Waldsee, um dort seinen Schwimmanzug mit Beutel abzugeben und anschließend wieder zurück zu seinem Fahrrad. 1200m zusätzlich gelaufen. Gut, dass er so schnell rennen kann! 😀 Memo an uns selbst: Bei verwirrenden Beutel-Triathlons sich vorher besser erkundigen wo man was ausziehen und abgeben muss.
Nach einem weiteren kleinen Patzer beim Wechseln (Startnummer vergessen anzuziehen), ging es dann endlich auf die 80km lange Radstrecke. Und das lief, im wahrsten Sinne des Wortes. Auf der flachen schnellen Strecke konnte Simon einen 44er und ich einen 36er Schnitt fahren und unsere Räder wurden damit bereits nach 1:46std. bzw. 2:09std. wieder in die Wechselzone gestellt. Der zweite Wechsel klappte dieses Mal sogar fast reibungslos 😀
Und dann kamen die abschließenden 20km durch die Frankfurter City. Der Kurs war fast flach, jedoch sehr verwinkelt und mit einigen Kopfsteinpflasterpassagen bestückt. Folglich keine Strecke für super schnelle Zeiten. Und doch passte an diesem Tag alles auf der Laufstrecke bei uns beiden. Ideale Bedingungen bei Temperaturen von knapp unter 20°C und viele jubelnde Zuschauer ließen die Kilometer nur so vorbei fliegen. Anfangs dachte ich, dass das GPS meiner Uhr nicht funktionieren würde. 5km in 21:50min konnten sich einfach nicht so locker anfühlen! Ich ignorierte meine pacing-Vorgaben und lief einfach in diesem Tempo weiter. Als dann nach 10km eine Zeit von 43:50min auf der Uhr stand wusste ich, dass ich einfach einen Sahnetag beim Laufen erwischt hatte. Zwischendurch fragte ich mich kurz, ob ich das hohe Angangstempo später wohl bereuen würde.
Angespornt von den jubelnden Zuschauern und dem DJ im Einkaufszentrum auf der Zeil, riskierte ich es jedoch und lief im gleichen Tempo weiter. Waren die Beine am Walchsee bereits beim zehnten Kilometer schwer geworden, traf dies in Frankfurt erst nach 16km zu. Trotzdem wurde ich dieses Mal kaum langsamer und absolvierte die 20km in 1:29:40std. Mit einer Gesamtzeit von 4:20:47std. war ich 10min schneller als ich mir vorgenommen hatte. Erwartungen übertroffen! Auch mit dem 15. Gesamtplatz konnte ich mich in diesem stark besetzten Feld sehr zufrieden geben.
Auch Simon konnte an diesem Tag seine Laufstärke wieder voll und ganz ausspielen. Nach den ersten zehn Kilometern in 32:50min legte er in der zweiten Hälfte sogar nochmal zu und lief die zweitschnellste Zeit in 1:05:31std. Mit einer Gesamtzeit von 3:30:27std. landete er auf dem siebten Platz hinter einigen starken Athleten wie Horst Reichel, Lukasz Wojt oder Nils Frommhold. Fazit: Zweite Mitteldistanz in 2021 erfolgreich absolviert!
Zwei Wochen nach der Mitteldistanz in Frankfurt: Olympische Distanz am Thiersee
Zwei Wochen nach der Mitteldistanz in Frankfurt am Main fiel für uns bereits der nächste Startschuss. Dieses Mal über die olympische Distanz beim Thiersee-Triathlon in Österreich. Da Simons Eltern dort in der Nähe wohnen, konnten wir dies mit einem kurzen Familienbesuch verbinden und ein paar schöne Tage im Inntal verbringen.
Nachdem wir uns samstags die Radstrecke angeschaut hatten wussten wir, dass eine sehr technische Abfahrt auf uns zukommen würde. 600 Höhenmeter auf 40km waren ebenfalls nicht zu unterschätzen. Ob das Zeitfahrrad die richtig Wahl war, darüber lässt sich streiten. Nach einer kurzen Runde im See, kannten wir nun die Bedingungen vor Ort. Gutes Wetter, gute Laune, aber irgendwie fehlte ein bisschen die Motivation sich wieder richtig anzustrengen.
Am Sonntag Mittag fiel dann um 14:20 Uhr der Startschuss für die Männer und fünf Minuten später für die Frauen. Da der See 24,4°C hatte gab es leider ein Neoverbot. Dank Massenstart hatte ich Füße hinter denen ich herschwimmen konnte und es fühlte sich gar nicht so langsam an. Als ich dann aber nach 28:44min aus dem Wasser stieg wusste ich, dass ich den Dreh ohne Neoprenanzug im Wasser wohl immer noch nicht raus hatte. Simon hingegen erwischte erneut einen starken Tag und konnte bereits nach 24:02min recht weit vorne das Schwimmen beenden. Nach einem schnellen ersten Wechsel ging er dann auf die bergige Radstrecke.
Nach dem Schwimmen auf Platz 11 liegend hieß es nun auch für mich ab aufs Rad. Die erste 20km-Runde lief ganz okay, doch ich merkte schnell, dass ich heute nicht in der Lage war mich richtig auszubelasten. Ich fühlte mich träge und irgendwie lustlos und musste mich ständig antreiben meine Wattwerte einzuhalten. Dazu noch 30°C und pralle Sonne, nicht meine Bedingungen! Vermutlich saß mir einfach die Mitteldistanz aus Frankfurt noch in den Knochen.
Als Simon mir dann in der zweiten Radrunde auf Rang drei liegend entgegenkam und ich realisierte, dass er nur knappe zwei Minuten hinter der Spitze lag, heiterte dies meine Stimmung etwas auf: Wenigstens einer bei dem es heute läuft!
Leider sollte dieses positive Gefühl jedoch nicht lange anhalten, denn als ich gerade in die Abfahrt gehen wollte, riefen mir einige Athleten zu ich solle langsam fahren, in der nächsten Kurve hätte es einen Radsturz gegeben. Bereits eine Kurve später sah ich wie sich die Sanitäter um den blutüberströmten Athleten kümmerten. Ziemlich schockiert von diesem Bild, konnte ich ab diesem Zeitpunkt die Abfahrt nur noch im „Großmutterstyle“, wie Simon immer sagt, nehmen und verlor zwei Minuten in der zweiten Runde. Und zum ersten Mal wünschte ich mir bei einem Triathlon das Ende der Radfahrt herbei. Beim Schwimmen kommt dies häufiger vor aber auf dem Rad ist mir das bisher noch nie passiert…
In der Zwischenzeit war Simon bereits auf der Laufstrecke unterwegs. Mit zwei Minuten Rückstand auf Platz 1 nach der Radfahrt, hatte er ein bisschen was aufzuholen und legte erneut einen sehr schnellen Wechsel hin. Auch bei ihm waren die Beine auf dem Rad noch nicht wieder frisch, schön, dass es nicht nur mir so ging 😛
Bereits nach vier Kilometern hatte Simon den Rückstand wett gemacht und ging in Führung. Ungefährdet lief er mit der schnellsten Laufzeit von 35:11min nach insgesamt 2:04:44std. als Sieger über den Zielstrich. Ich hingegen hatte zu diesem Zeitpunkt noch drei Runden um den Thiersee zu laufen. Auch auf der Laufstrecke war heute nur Halbgas möglich. Die Beine waren träge und der Puls ging nicht hoch, ein zügiger Dauerlauf beschreibt meine Performance wohl ganz gut. Obwohl es keine schnelle Strecke war, konnte ich mit meiner Zeit von 49:34min nicht wirklich zufrieden sein, war ich zwei Wochen vorher doch 23sec schneller pro Kilometer über die doppelte Distanz gelaufen.
Aber es ist nicht jeder Tag gleich und es läuft nicht jedes Rennen gut, das habe ich über die Jahre gelernt. Somit versuchte ich mich mit einem siebten Gesamtplatz und Platz drei in meiner Altersklasse wenigstens ein bisschen zufrieden zu geben. Es war trotzdem eine tolle Veranstaltung und ein schönes Wochenende. Und die erste Siegerehrung seit zwei Jahren war schon irgendwie ein kleines Highlight. Wie lange hatte man keinen Pokal mehr live in den Händen gehalten. Und Simon durfte gleich den größten von allen hochhalten. Leider war dies jedoch nur ein Wanderpokal und diesen erhält nur, wer den Thiersee-Triathlon drei Mal gewinnt. Also save the date: Thiersee-Triathlon 2022 und 2023 😀