Mitteldistanz-Europameisterschaften am Walchsee in Österreich: Ein Highlight zum Saisonbeginn 2021

Vier Wochen nach dem letzten Rennen in Darmstadt stand Ende Juni für uns der erste „richtige“ Triathlon inklusive Wechseln auf dem Plan. Und was für einer: Europameisterschaften über die Mitteldistanz (1,9km Schwimmen, 90km Rad, 21,1km Laufen) bei der Challenge Walchsee. Für Simon war es das erste Rennen als Triathlon-Profi, für mich meine erste Mitteldistanz überhaupt.

Zusammen mit Jonas Hoffmann und Phyllis Hankel reisten wir bereits donnerstags nach Österreich, um uns die Radstrecke anzuschauen und vorher nochmal im See zu schwimmen. Bereits drei Tage vor dem Rennen überströmten Sportler und Triathleten den kleinen Ort Walchsee und es lag irgendwie schon ein Gefühl von Spannung in der Luft. Es schien ein richtiges Triathlon-Highlight zu werden und die Aufregung vor dem Event war bereits da.

Nachdem wir am Donnerstag-Abend die Radstrecke getestet hatten wussten wir, dass einige Höhenmeter und technische Passagen auf uns zukommen würden. An diesem Tag konnten wir die Fahrt durch die wunderschöne Hügellandschaft noch vollkommen genießen, im Rennen würde man wohl kein Auge mehr dafür haben. Zwei Tage blieben uns noch, um alle Vorbereitungen für den Wettkampf zu treffen, eine Runde im See zu schwimmen und ein paar kurze Intervalle in der race-pace zu laufen.

Als wir dann am Samstag unsere Startunterlagen abholten, war die Nervosität plötzlich richtig präsent. Es gab kein zurück mehr: Nur noch einmal schlafen und mein erstes Rennen über solch eine lange Distanz musste absolviert werden. Fünf Stunden Belastung am Stück. Zwischendurch fragte ich mich wie ich das überhaupt schaffen sollte, erschien es mir irgendwie unmöglich. Doch zu wissen, dass es den anderen ähnlich gehen und meine Freundin Phyllis mit mir leiden würde, beruhigte mich ein wenig 😀

Ready to race

Nachdem die Tattoos mit den Startnummern an unseren Armen klebten, die Frisuren saßen, alle Beutel vorbereitet und die Taschen gepackt waren, gingen wir recht früh ins Bett. Und ich muss sagen: Ich habe erstaunlich gut und ruhig geschlafen. Die perfekten Voraussetzungen für ein erfolgreiches Rennen, mal schauen was wir daraus machen würden. Als der Wecker klingelte wurde mir schlagartig klar: Heute ist es soweit! Vor lauter Aufregung hatten wir alle Probleme wenigstens zwei oder drei Scheiben Toast herunterzukriegen, obwohl wir doch sonst so verfressen sind 😀

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Vor dem Schwimmstart

Gute drei Stunden später fiel dann zuerst bei den Profi-Männern der Startschuss zur Mitteldistanz: Simon und Jonas waren also zuerst an der Reihe. Etwa eine halbe Stunde später wurde es dann für Phyllis und mich ernst. Mit rolling-start sprangen wir Altersklassen-Athletinnen alle drei Sekunden ins Wasser. Das Schwimmen lief bei mir erstaunlich gut, ich hatte ein gutes Gefühl auf der Hand und vor allem die zweite Hälfte konnte ich mit viel Druck schwimmen. Vielen Dank, Neoprenanzug! ;-P Nach 1,9km in 33:28min kam ich dann als fünfte meiner Altersklasse aus dem Walchsee. Der Anfang war schonmal gemacht.

Die Profis hatten leider nicht so viel Glück und mussten aufgrund der hohen Wassertemperatur ohne Neo schwimmen. Simon erwischte leider keinen guten Tag im Wasser und kam als letzter Mann aus dem Wasser. Er wurde zwischenzeitlich vom Veranstalter sogar als eine der ersten Frauen anmoderiert 😀

Nun hieß es raus aus dem Neo / Speedsuit und rauf aufs Rad. Die 90km mit ca. 1100 Höhenmetern vergingen auf der abwechslungsreichen Strecke wie im Flug. Den anschließenden Halbmarathon im Hinterkopf fuhr ich im Nachhinein, vor allem am Berg, teilweise zu konservativ und stellte als sechste Frau meiner Altersklasse mein Rad wieder in die Wechselzone. Simon fuhr ein einsames Rennen gegen die Uhr und konnte nach seinem Schwimmrückstand auf dem Rad nur einzelne Konkurrenten einholen.

Und dann kam der Lauf! Mit der drittschnellsten Laufzeit (1:11:04std.) finishte Simon in 3:55:25std. auf Platz 21 von 36 Profi-Männern. Nach dem Schwimmen 15 Plätze nach vorne gearbeitet und einige starke Athleten geschlagen. Ein gelungener Einstieg als Triathlon-Profi!

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Simon mit der drittschnellsten Laufzeit bei den Profis

Glücksgefühle und Grenzerfahrungen

Bis km zehn lief es bei mir ebenfalls wie geschmiert, mit einer pace von 4:45min/km war ich voll im Soll. Doch mehr und mehr merkte ich, dass die Hitze mir zu schaffen machte, meine Oberschenkel langsam anfingen zu streiken und ich meine Schuhe etwas zu fest gezogen hatte und mir Blasen lief. Die letzten zehn Kilometer wurden dann zu einer echten Grenzerfahrung: Meine Beine wollten einfach nicht mehr und bei jedem kleinen Anstieg wurde ich sofort langsamer. Zu sehen wie andere Athleten durch die Gegend taumelten oder sich übergaben, machten mein Befinden nicht wirklich besser. Irgendwie war auch mir ein bisschen schwindelig. Einbildung oder lag es an den 30°C und der prallen Sonne?

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Mitteldistanz
Nach 5:05:38std. im Ziel

Ich nahm jede Verpflegungsstelle mit und trank ein paar Schlücke und kippte mir zur Kühlung Wasser über den Kopf. Immer wieder musste ich mir sagen: Du schaffst das, es ist nicht mehr weit, du hältst das durch! Nicht nur meine Beine, auch mein Kopf kämpfte einen ziemlichen Kampf während des Laufes. Doch dann sah ich ihn: Den Zielbogen. Selten war ich so glücklich gewesen über einen Zielstrich zu laufen! Ein tolles Gefühl meine erste Mitteldistanz geschafft zu haben. Mit der viertschnellsten Laufzeit meiner AK (1:42:42std.) wurde ich in 5:05:38std. insgesamt fünfte Frau in meiner Altersklasse. Damit qualifizierte ich mich sogar für „The Championship“ in Samorin nächstes Jahr im Mai.

Nach einer Mahlzeit beim Italiener und einem Sprung in den kühlen Walchsee traten wir dann gemeinsam die Heimreise an. Wir konnten festhalten: Ein erfolgreiches Wochenende mit tollen Freunden, viel Spaß, Aufregung und vielen neuen Erfahrungen. Mitteldistanz bei der Challenge Walchsee 2022 ist eine Überlegung wert!

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